Schweiz ohne Armee?
Als die GSoA am 12. September 1982 gegründet wurde, hatte sich das politische Klima nach dem kalten Krieg und dem Zusammenbruch der Sowjetunion schlagartig verändert. Durch die entfallene Bedrohungslage machte es damals wenig Sinn, als Schweiz noch eine Armee zu haben. Zumindest kurzfristig betrachtet. Die Patrioten sahen das natürlich anders.
Generell macht es ideal gesehen keinen Sinn eine Armee zu betreiben, da eine Armee teuer ist und gebraucht werden will (potenzielle Kriege, die eine Bevölkerung eigentlich nicht will).
Es gilt, grosse von kleinen Ländern zu unterscheiden:
Ein grosses Land kann es sich nicht leisten keine Armee zu haben, da es Gefahr läuft durch ein anderes grosses Land übernommen zu werden. Das folgt einer Misstrauenslogik, welche nun mal leider so existiert und dem Menschen seit Anbeginn(?) seiner Existenz immanent ist. Er hat sie sich wahrscheinlich durch eigenes Verschulden einprogrammiert. So müssen grosse Staaten mit dieser Situation leben (ihre Waffenindustrie dankt es ihnen und die Despoten sowieso). Bei kleineren Staaten könnte man sagen: Es macht keinen Sinn eine Armee zu betreiben, da es im Ernstfall sowieso innert Kürze "überrannt" würde und sich im besten Fall noch ein paar Widerstandsnester einige Zeit halten könnten (Partisanen).
Ich sympathisiere zwar mit der Idee, keine Armee zu unterhalten. Ich verstehe aber auch, dass man sich schützen möchte und sogar muss. Es gibt potenziell genug Bedrohungsszenarien, welche eine aktive Verteidigung rechtfertigen (speziell jetzt im Ukrainekrieg). Klar kann man sich fragen, ob ein diktatorischer Staat die Schweiz angreifen würde und käme mit grosser Wahrscheinlichkeit zum Resultat: Nein. Doch auszuschliessen ist es nicht. Aber es geht auch noch um mehr..
Kriegsszenario:
Die Schweiz könnte sich im Ernstfall nicht alleine verteidigen. Innert Kürze wären ihre Flughäfen zerbombt und kein Kampfjet würde noch einen Sinn machen. Auch das Flachland wäre nicht zu halten, keine Chance. In den Bergen Partisanenkrieg, ok, das ist eine Zeit machbar. Ein Invasor würde sich zunächst sowieso nicht für die Berge interessieren, höchstens für schweizerische Widerstandsnester, wovon Überfälle ausgehen könnten, aber in erster Linie wären die Ziele, die grossen Pässe. Und auch diese könnten wir nicht lange halten. Also wieso der Unfug einer Schweiz mit Armee?
Verantwortung:
Eine Armee macht nur Sinn, wenn sie mit Europa gedacht wird. Ohne Europa ist das einfach nur lächerlich. Und mit Europa muss man eigentlich tatsächlich für eine Armee stimmen, da es verantwortungslos ist, sich in "dreckigen" Angelegenheiten, fein raushalten zu wollen. Man könnte sich auch darauf verlassen wollen, dass Europa uns sowieso schützt, doch nur mit einem unguten Gefühl der Nichtbeteiligung. Vielleicht wieder einmal die Fahne der Neutralität schwenken? Diesmal im Namen der "Feigheit"? Es ist ja sowieso ein Witz, dass wahrscheinlich genau die, welche eine Armee wollen, auf Neutralität pochen (aber hier geht es wieder um Irrationales, nämlich Patriotismus und der wird wieder durch andere Interessen ausgenutzt).
Also dann noch an die Patrioten: Wer eine Schweiz mit einer Nurschweiz-Armee will, denkt kleingeistig, meint wir wären eine abkoppelbare Insel und will eigentlich nur sein schweizerisches Identitätsgefühl stärken (zu welchem Preis?). Aber in der heutigen überbevölkerten, dichten und vernetzten Welt ist das nicht effektiv und eher ein teures Hobby. Rational und sinnvoll, wenn es um Verteidigung geht, wäre alleinig eine militärische Zusammenarbeit mit Europa.